Seit 125 Jahren besteht die Familienbäckerei Honeder. Anlass genug, einmal einen Blick zurück und auf das Bäckerhandwerk im Allgemeinen zu werfen: Bäckerschupfen, Bauernbrot, Snacks – was hat sich da so alles verändert bis heute!

Schon lange, bevor die Familie Honeder zur Bäckerfamilie wurde, gab es den Beruf des Bäckers. Erst buk man in Klöstern, dann entwickelte sich eine eigene Zunft. Mit strengen Regeln – und wer die nicht einhielt, wurde bestraft: Das „Bäckerschupfen“ etwa war eine öffentliche Demütigung des Bäckers, der die Zunftregeln missachtet hatte: Eingeschlossen in einen Korb oder Holzkäfig, tauchte man ihn vor johlendem Publikum an einem Fluss mehrmals unter Wasser ... Im 18. Jahrhundert ließ in Wien Kaiserin Maria Theresia diese Strafe abschaffen. Noch einmal gut 100 Jahre später war es dann in Oberösterreich in Weitersfelden so weit: Die Familie Honeder ging mit Josef unter die Bäcker. Heute, 125 Jahre später, blickt die vierte Generation mit Reinhard Honeder auf sein Handwerk im Wandel zurück: Nicht geändert hat sich zwar das frühe Aufstehen, das einem Bäcker oder einer Bäckerin niemand abnehmen kann.

Doch ein Mittagsschläfchen nach getaner Arbeit in der Backstube, das legt Reinhard Honeder – anders als seine Vorfahren – nicht ein. Überhaupt lebt er nicht den typischen Bäckeralltag: Bei ihm ist der Tag nach dem frühmorgendlichen Arbeiten in der Backstube mit anderen wichtigen Aufgaben angefüllt: „Ich organisiere, treffe Entscheidungen, bin bei Besprechungen dabei und vieles mehr.“ Das Tempo, sagt Reinhard Honeder, hat sich in seinem Beruf enorm beschleunigt. Doch Veränderungen steht er positiv gegenüber. Verbunden mit Honeders Anspruch, den Markt stets größer zu sehen und nicht nur der Bäcker von Weitersfelden zu sein, mit ein wenig Gaifahren rund um die Dörfer, konnte die Honeder Naturbackstube so auch gut auf neue Anforderungen reagieren. Wie etwa diejenige, dass immer mehr Menschen zum Bäcker gehen, um dort eine Jausen-Pause einzulegen oder einen Kaffee zu trinken.

„Das Tempo, sagt Reinhard Honeder, hat sich in seinem Beruf enorm beschleunigt.“

Ebenfalls dem Blick über den Tellerrand geschuldet war der Entschluss, sich schon Anfang der 1990er Jahre für Bio Brot zu entscheiden. „Ich war zunächst skeptisch, aber ein Gespräch mit einem Bio Pionier und Freigeist im Dorf ließ es mich dann doch probieren“, erinnert sich Reinhard Honeder. „1996 war eben dieses Bio Brot dann die Eintrittskarte für den Linzer Markt.“ Für die Honeder Naturbackstube sind die hochwertigen regionalen Rohstoffe das Um und Auf. Deshalb fördert sie auch die landwirtschaftliche Vielfalt: Stichwort Bio Dinkelkreis und Johannisroggen. Mit den Bauern zusammenzuarbeiten und nicht gegen sie, ist für Reinhard Honeder entscheidend:

„Standen früher die Bauern mit ihren Holzöfen in Konkurrenz zu den Bäckern, habe ich immer deren Nähe gesucht. Und ich stehe auch heute noch dazu, dass echtes Bauernbrot ein Stück Kultur ist, welches hoffentlich nie versiegt!“ Demut vor der Natur, Ehrfurcht angesichts seines Berufs, das sind für Reinhard Honeder wichtige Triebfedern. Und darin unterscheidet er sich wahrscheinlich gar nicht von seinen Vorfahren. „Für mich war der Beruf einfach immer schön. Ich bin noch heute sehr ehrfürchtig davor, aus wenigen, guten Rohstoffen, gutes Brot zu backen.“

„Echtes Bauernbrot ist ein Stück Kultur, welches hoffentlich nie versiegt!“


Text: Mareike Steger / Fotografie: Robert Maybach