In der Honeder Naturbackstube setzt man auf Vielfalt - mit MitarbeiterInnen aus 22 Nationen. Eine von ihnen ist die Kambodschanerin Maline Satre, die vor sechs Jahren eine einmalige Chance ergriff, die sich ihr bei Honeder bot. Heute ist sie eine wichtige Stütze in ihrer Filiale.

Manchmal geht das Leben schon sehr eigene Wege. Noch heute muss Maline Satre lächeln, wenn sie auf ihr jüngeres Ich zurückblickt: „Als ich mein Vorstellungsgespräch in der Naturbackstube hatte, waren Schwarzbrot, Semmeln oder Mehlspeisen für mich Fremdwörter.“ Nicht nur im wörtlichen Sinne: Maline konnte damals die Worte kaum auf Deutsch aussprechen. Sondern auch im übertragenen Sinne, schließlich hatte bis dahin nur asiatisches Essen auf ihrem Speiseplan gestanden.

Maline war 13, als sie gemeinsam mit ihrer Mutter und jüngeren Schwester Kambodscha verließ: Ihr Vater war bei einem Unfall gestorben, als Alleinerzieherin hätte es Malines Mutter sehr schwer gehabt. Da Malines Tante schon in Linz lebte, sagte sich die Familie: „Wir ziehen ihr hinterher!“ Und an diesem Punkt muss man feststellen: Es ist gut, dass das Leben so besondere Wege geht.

Von Krustenlaib, Mohnflesserl oder Polsterzipf hatte sie vorher noch nie gehört.

Anfangs kam sich Maline in Linz verloren vor - ohne Deutschkenntnisse, ohne Freunde. In der Schule lief auch nicht alles glatt, über die Jahre kam ihr immer wieder die komplizierte Sprache in die Quere. Wohin ihr Weg führen sollte in Linz, war der Kambodschanerin nicht klar. Doch zu ihrem Glück erkannte eine Lehrerin nach einiger Zeit das Potenzial des ehrgeizigen Mädchens – sie fragte Reinhard Honeder, ob er diesem nicht als Lehrling eine Chance geben wolle. Vielfalt im Unternehmen zu leben und Menschen zu unterstützen: Das liegt dem Firmenchef am Herzen. Wenig später lud er Maline zum Gespräch. Heute, sechs Jahre danach, hat sie eine Führungsposition in der Filiale Gruberstraße.

Herausfordernde Zeiten liegen hinter ihr: Deutsch strebern, Augen und Ohren aufsperren in der Filiale, wenn ihre Kolleginnen ihr Wissen weitergaben, sich ständig durchkosten durchs Sortiment. „In meinem ersten Lehrjahr kannte ich mich kaum aus“, erinnert sich Maline. „Aber aufgeben kam für mich nie infrage.“ Ihre Lehre beendete sie mit ausgezeichnetem Abschluss. Aus dem schüchternen Mädchen von einst ist eine selbstbewusste junge Frau geworden, die von ihren Kunden für ihre stets zuvorkommende Art geschätzt wird.

„Aufgeben kam für mich nie infrage.“

Wenn es in ihrer Filiale, wo außer Maline noch Menschen aus anderen Kulturkreisen arbeiten, nach frisch gebackenen Topfentascherl duftet, dann atmet sie den köstlichen Geruch tief ein: Süßes, das ist ganz ihres, seitdem sie in Österreich lebt. Deshalb backt sie privat auch gern Marmorkuchen, Bisquit oder Linzer Augen.

Über den Reiz an ihrem Beruf muss sie nicht lange nachdenken: „Von Service über Kaffeekochen bis hin zu Küche, Verkauf und Backen: Ich muss alles kennen und können, und diese Abwechslung liebe ich.“


Text: Mareike Steger / Fotografie: Robert Maybach